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Krimis aus Schöneberg, ...

... dachte ich, musst du lesen.
Gefunden habe ich den Hinweis in der nett gemachten Speisen- und Getränkekarte des Café BilderBuch.
Geschrieben wurden die beiden vorliegenden "Psychothriller" von Adelheid Gehringer (Chefin und Besitzerin des CaBiBu) und Franz-Josef Hücker (Berufspädagoge und Psychotherapeut).

In "Gotteskinder" versucht Bronski mit seiner Vergangenheit und mit der Gegenwart irgendwie zurecht zu kommen. Seine Freundin ist einfach abgehauen und hat seine kümmerlichen Ersparnisse sowei sein Auto mitgenommen. Er treibt sich vorwiegend in irgendeiner Eckkneipe 'rum und hängt mit Leuten ab, die irgendwie auch fertig sind.
Er verfällt auf die Idee, die Privatdetektivin Clara Fall (nomen est omen) mit der Suche zu beauftragen. Die ist aber über weite Strecken des Buches eigentlich mehr mit sich selbst als mit irgendwelchen Fällen beschäftigt und deckt insgesamt das gesamte Spektrum aller Klischees ab, die Privatdetektive so an sich haben: steht nicht gerne früh auf, hat immer kaum Geld, lässt sich von ihren Eltern aushelfen, kann nicht mit Computern umgehen und stolpert mehr durch die "Ermittlungen", als dass sie wirklich was herausfindet. Geht (natürlich) täglich mindestens dreimal ins CaBiBu wo's nur nette Bedienungen und hilfsbereite Kellner (einer hilft ihr mit seinen Computerkenntnissen) gibt und wo sich ansonsten alle liebhaben und zu jeder Tageszeit Prosecco trinken.
Auf dem Hintergrund von Bronskis Kindheitserfahrungen in einem katholischen Internat, wo er missbraucht wurde, schaukelt der Roman so hin und her. Bronski trifft auf einen Freund aus Kindertagen, dem es genauso erging wie ihm selbst und nun retten sich die beiden wieder gegenseitig, was sie schon als Kinder getan haben.
Clara verliebt sich in Bronskis Freund, was das Ganze noch etwas aufhübscht aer nicht wirklich spannend macht.
Die Freundin wird, mehr durch Zufall als durch wirkliche Recherche, gefunden. Bei einer Sekte in Potsdam. Und so geht das Ganze weiter.
Es reiht sich eine Ungereimtheit an die andere. Zwischendurch gibt es Szenen, die lesenswert sind und aus denen ein wirklicher Thriller hätte werden können. Aber dazu reicht es nicht. Nichts in dem Buch wird wirklich ernsthaft verfolgt und entfaltet. Außer als Bronski lernt mit dem Internet umzugehen, da werden dem Leser mehrere Seiten einer sinnlosen und dilletantischen Einführung in das Internet zugemutet. Peinlich!

Und was hat das Alles mit Schöneberg zu tun?
NIchts, außer dass Clara Fall in der Akazienstraße über dem CaBiBu wohnt, dort ständig ihren Frust mit Latte Macchiato oder Prosecco oder sonstwie bekämpft und dass sie und die anderen Figuren des Romans in der Nähe einkaufen gehen und sich gegenseitig ihre Sorgen erzählen.

Hätte man das Buch (568! Seiten) um die Hälfte gekürzt und die eine oder andere gute Szene wirklich ausgebaut, es hätte spannend werden können. So aber bleibt alles Stückwerk, dem man die schlechte oder die fehlende Betreuung durch einen Lektor anmerkt.

Ein Buch, das man lesen kann, wenn man gerade nichts anderes zur Hand hat. Oder es auch sein lassen kann.
Schade eigentlich, ich hatte mich auf einen spannenden Schöneberg Krimi gefreut. Den Begriff Psychothriller hätte man sich schenken und besser "Detektivinroman" verwenden sollen.

Für die ganz furchtlosen: Gotteskinder, Gehringer, Adelheid/Hücker, Franz-Josef, Akazien Verlag ISBN 3-936915-01-6 | Das Buch kann auch im CaBiBu erworben werden. Ein Besuch in dem Café lohnt sich in jedem Fall, das hat wenigstens Hand und Fuß.

Das zweite Buch des Autorenpaars (Herz im Kopf) wird demnächst hier besprochen.

gustav

Unbenannt6d

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